Die Bilderwelt der Sixtinischen Kapelle kommt in das westfälische Kloster Dalheim (Kreis Paderborn): Mit der Ausstellung „Michelangelo – Der andere Blick“ präsentiert das LWL-Landesmuseum für Klosterkultur/Stiftung Kloster Dalheim ab sofort Michelangelos herausragende Fresken als Reproduktionen. 50 großformatige Darstellungen laden in der Klosterkirche ein, eines der berühmtesten Werke der Kunstgeschichte aus der Nähe zu entdecken. Mit 36 Quadratmetern Bildfläche ist Michelangelos berühmte Darstellung des Jüngsten Gerichts die größte in Dalheim präsentierte Reproduktion. Die Schau läuft bis zum 26. Juli.
Michelangelo ganz nah
„Die Schau bietet unseren Gästen die einmalige Gelegenheit, jedes Fresko einzeln und in Ruhe zu betrachten und Details zu erkunden“, lädt Museumsdirektor Dr. Ingo Grabowsky Besucher dazu ein, „in die wunderbare Welt Michelangelos einzutauchen.“ Von der Schöpfungsgeschichte mit dem berühmten Fresko „Die Erschaffung Adams“ bis zum Jüngsten Gericht erzählen die überlebensgroßen Kompositionen in der römischen Sixtinischen Kapelle auf einer Fläche von über 700 Quadratmetern und in 21 Metern Höhe Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament.
Michelangelos Werke im Kloster Dalheim
Unter Lizenz der Vatikanischen Museen setzen die aufwendig angefertigten Reproduktionen im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur die Decken- und Wandmalereien der Sixtinischen Kapelle originalgetreu in Szene. Auf Augenhöhe erlauben die großformatigen Bilder in der Dalheimer Klosterkirche neue Perspektiven auf das Werk Michelangelos. Mit 36 Quadratmetern Größe ist Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts eines der prägenden Werke der Dalheimer Schau, nimmt dabei aber dennoch nur ein Fünftel der originalen Fläche ein. „Dieses epochale Werk zeugt von Michelangelos außergewöhnlicher künstlerischer Virtuosität. Wie kein anderer Künstler verleiht er den fast 400 Figuren eine eigene Dynamik und Lebendigkeit. Seine Interpretation des Jüngsten Gerichts ist beispiellos“, so die wissenschaftliche Referentin des LWL-Landesmuseums Dr. Helga Fabritius. Michelangelos Vision eines göttlichen Gerichts am Ende der Welt gelte in seiner Eindringlichkeit bis heute als einmalig. Es sei ein Mahnbild, das seine Betrachter zu einer persönlichen Stellungnahme geradezu herausfordere.
Michelangelos Schöpfungsgeschichte
Zu den zentralen Werken Michelangelos gehört – in Rom wie in Dalheim – die Schöpfungsgeschichte. Ursprünglich im Deckengewölbe legt die Dalheimer Ausstellung die neun Einzelszenen zu den Episoden der Genesis ihren Besuchern zu Füßen und präsentiert sie liegend über eine Strecke von mehr als 16 Metern. Darunter befindet sich auch ein Klassiker des kollektiven Bildergedächtnisses: das Bild von der angedeuteten Berührung zwischen Gott und dem Menschen. „‚Die Erschaffung Adams‘ gehört zu den berühmtesten Werken der Kunstgeschichte und symbolisiert den Ursprung der Menschheit“, erläutert Fabritius.
Umgeben wird Michelangelos Schöpfungsgeschichte von Darstellungen der antiken Seherinnen, Propheten und Vorfahren Christi. Besucherinnen können außerdem in einem eigenen Ausstellungsbereich die 14 Wandbilder der Kapelle betrachten. Zwölf davon entstanden bereits im 15. Jahrhundert und stammen von berühmten Malern wie Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio und Pietro Perugino. Sie thematisieren Szenen aus dem Leben Mose und Christi.
Die Sixtinische Kapelle
Die Sixtinische Kapelle gilt heute als das bedeutendste Kirchengebäude im Vatikanstaat. Hier kommen die höchsten Würdenträger der Katholischen Kirche zur Papstwahl zusammen. Das Weltkulturerbe, heute Teil der Vatikanischen Museen, wurde auf Veranlassung von Papst Sixtus VI. von 1475 bis 1483 erbaut und von den größten Malern Italiens ausgestaltet. Michelangelo Buonarroti (1475-1564), der sich selbst eher als Bildhauer sah, trug mit seinen großflächigen Deckengemälden und Wandbildern in der Sixtinischen Kapelle maßgeblich zur Popularität des Gebäudes bei. Heute besuchen jährlich mehrere Millionen Menschen die Sixtinische Kapelle.
Audio-Guides und Begleittexte
Aufgrund der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen zur Corona-Prävention finden derzeit keine Gruppenführungen durch „Michelangelo – Der andere Blick“ statt. Ein Audio-Guide aus der Perspektive Michelangelos und eine ausführliche Begleitbroschüre bieten jedoch umfassende Informationen zur Ausstellung. Beide sind kostenlos im Museumsfoyer erhältlich.
Internationale Wanderausstellung
Die Ausstellung „Michelangelo – Der andere Blick“ wurde zuvor u.a. in Linz (Österreich), Odense (Dänemark), Winchester (Großbritannien), Köln und Regensburg gezeigt. Nach der Station im Kloster Dalheim geht sie nach Übersee, nach Tennessee und Virginia Beach (USA).
Kultur in Zeiten von Corona
Die Eröffnung der bereits im Vorfeld vielbeachteten Schau musste wegen des Lockdowns zu-nächst ausgesetzt werden. „Zu einer Zeit, da viele Kulturangebote abgesagt oder verschoben wer-den müssen, möchten wir den Menschen im Kloster Dalheim jetzt die Möglichkeit eines einzigartigen Kunstgenusses geben“, sagt Grabowsky. Angesichts der Verbreitung der Corona-Infektionen haben LWL und Stiftung Kloster Dalheim umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um die geforderten Hygienemaßnahmen für den Besucherverkehr umzusetzen. Detaillierte Informationen zu den Schutzmaßnahmen im Kloster Dalheim gibt es auf der Homepage des Museums.
Laufzeit der Ausstellung
05.05. bis 26.07.2020
Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags sowie feiertags
10 bis 18 Uhr – montags geschlossen
Eintrittspreise Museum
Während der Laufzeit von „Michelangelo – Der andere Blick“
Erwachsene 11,00 Euro, Ermäßigte* 5,50 Euro, Kinder/Jugendliche (6-17 Jahre) und LWL-MuseumsCard und LVR-Museumskarte frei
Im Eintritt inbegriffen sind auch der Besuch der Studio-Ausstellung „INTER-VERSUS: Luce e Buio – Licht und Dunkel (bis 26. Juli), die Dauerausstellung in der historischen Klausur und der Abteilung zur Säkularisation sowie die Klostergärten.
Weitere Informationen unter https://www.stiftung-kloster-dalheim.lwl.org