Der angeregte intensive Austausch prägte den Neujahrsempfang von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kreis Höxter. Anne Rehrmann und Josef Schlüter, Sprecher-Duo des Kreisverbandes, konnten zahlreiche Gäste aus dem Kreis und der Region im Café Tante Erna in Brakel begrüßen. Die Bürgermeister Norbert Hofnagel, Johannes Schlütz und in Vertretung Roger van Heynsbergen waren der Einladung der GRÜNEN gefolgt. Ebenso Repräsentantinnen und Repräsentanten gesellschaftlicher Organisationen aus dem Kreis Höxter und benachbarter Kreisverbände und nicht zuletzt Abgeordnete der GRÜNEN aus Bund und Land und die Bezirksvorsitzenden der Partei. In Vertretung von Michael Stickeln sprach Landrätin Lena Volmert ein Grußwort. Der für den Kreis Höxter zuständige Bundestagsabgeordnete der GRÜNEN Robin Wagener aus Bad Salzuflen hielt die politische Ansprache.
Vor dem bunt gemischten Publikum warf Robin Wagener einen persönlichen Blick auf seine Arbeit: „Ich mache Politik für konkrete Menschen“, sagte der Abgeordnete aus Lippe. Er schilderte Begegnungen mit verfolgten und inzwischen inhaftierten Oppositionellen aus Russland und Belarus und mit ihren Familien, er berichtete von einer früheren Ortskraft aus Afghanistan, die es trotz widriger Umstände aus eigener Kraft nach Deutschland geschafft hatte. Und er verwies darauf, dass auch schwer zu fassende Vorhaben mit notwendigerweise vielen komplizierten Details wie die Entlastungspakete eine echte Hilfe darstellen für viele konkrete Menschen.
„Wir sind gerade dabei, eine Politik für die Realitäten dieser Tage zu machen“, beschrieb der GRÜNE die Arbeit seiner Partei im Bund und in NRW. „Wir müssen reparieren, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist. Der mir immer wieder begegnende Fehler war, dass ein Großteil von Politik und Gesellschaft sich eingerichtet hatte im Prinzip Hoffnung. Dieses Verhalten ist gescheitert. Wir müssen das jetzt gemeinsam besser machen“, beschrieb Robin Wagener die Lage. Er bezog sich beispielhaft auf die Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes, auf die Energie- und Klimapolitik und die Politik gegenüber Russland.
„Dabei ist Hoffnung ja nicht verkehrt. Im Gegenteil, sie ist notwendig als Antrieb für unser Handeln“, erklärte der heimische Bundestagsabgeordnete. „Unsere Politik dürfen wir aber nicht auf Wunschdenken aufbauen. Sondern wir müssen sie ausrichten an der ungeschminkten Realität. Wenn wir uns der Wirklichkeit und ihren Herausforderungen stellen, ja dann besteht Anlass zur Hoffnung“, ist Robin Wagener überzeugt.
Er verwies auf den Kohleausstieg im Rheinischen Revier. „Ich arbeite eng mit Mona Neubaur und Robert Habeck zusammen. Ich kann voller Überzeugung sagen: Der von ihnen ausgehandelte Kohleausstieg 2030 ist eine große Leistung. Er ist das Beste, was in der jetzigen Situation erreichbar war. Gleichzeitig haben alle Recht, die darauf hinweisen, dass das nicht genug ist, um die Klimaziele zu erreichen. Es ist richtig, mehr zu fordern und dafür zu kämpfen, friedlich und demokratisch.“ Die Arbeit für den Klimaschutz stehe immer noch erst ziemlich am Anfang und werde mit Nachdruck und langem Atem und auf allen politischen Feldern fortgesetzt, machte Robin Wagener klar.
Auch Landsatiriker Udo Reineke setzte sich mit grüner Politik auseinander, aber natürlich auf ganz eigene Art. Dabei war er sichtlich in seinem Element. Er machte sich so seine Gedanken etwa über eine „kultursensible“ Einladung Cem Özdemirs als Landwirtschaftsminister zu Libori oder über das grüne Profil, zu dem nicht nur Marder, sondern neuerdings auch Leoparden gehörten. Wobei die Leoparden im Zuge des Klimawandels demnächst hier heimisch würden, prophezeite der Satiriker aus dem Kreis Höxter. Das „professionelle Schändern“ (westfälisch für Gendern) habe er sich angewöhnt, man müsse da jetzt sehr aufpassen, gerade bei den Grünen. „Früher hat uns die katholische Morallehre überwacht. Heute…“ Das Publikum des grünen Neujahrsempfangs amüsierte sich. Bei allem, was Udo Reineke zu sagen hatte, kam er immer wieder auf die Erkenntnis zurück: „Die Zukunft ist auch nicht mehr, was sie mal war.“ Viele auf der Welt wären froh, wenn bei ihnen im Moment auch „nix“ wäre, wie hier im „nördlichen Südostwestfalen“. Aber Vorsicht: auch wenn man den Städtenamen Paderborn gähnen könne, sei im letzten Jahr dort doch wahrhaftig ein Tornado durch die Innenstadt gefegt. Jetzt fehle nur noch, dass der Desenberg ausbricht, trieb Udo Reineke seinen Blick auf die aktuelle Lage und Stimmung satirisch auf die Spitze.
Musikalisch bereicherte die junge Sängerin und Songschreiberin Zara Akopyan aus Paderborn die Veranstaltung der GRÜNEN. Sich selbst mit der Gitarre begleitend sang sie mit großer Intensität und Ausdrucksstärke eigene gefühlvolle Stücke, die inhaltlich von „American Dreams“ bis zu „Reality“ reichten.
Nach dem kurzweiligen Programm gab es auf dem Neujahrsempfang viel Zeit für den persönlichen Austausch. Die Gäste nutzten diese Möglichkeit intensiv und mit großer Ausdauer. Das Café Tante Erna sorgte für den passenden Wohlfühlrahmen. Und so zogen die GRÜNEN wie auch ihre Gäste ein rundum positives Fazit des Neujahrsempfangs.