Gemeinwohl-Region Kreis Höxter: Fünf Firmen aus dem Kreis Höxter erhalten Gemeinwohl-Zertifikate/Online-Event am 27.04

von Links: Petersilchen GmbH: Johanna Schuldt (Leitern Qualitätsmanagement), Christof Henne, Matthias-Rebentisch (Geschäftsführender Gesellschafter), Graf Metternich-Quellen: Daniel-Böwingloh (Betriebsrat), Silke Sprick (Buchhaltung), Andreas-Schoettker (Geschäftsführung), Chemical Check: Larissa Budde (Geschäftsführung), Karen Schnurbusch (Inhaberin), Biolandhof Engemann: Julia Engemann (Assistenz der Geschäftsleitung), Klaus Engemann (Geschäftsleitung), Lebenshilfe Brakel: Maika Hake (Betriebsratsvorsitzende), Jerome-Major (Geschäftsführung)

Mitte April war es endlich so weit: Die Firmen Chemical Check, Petersilchen, Graf Metternich Quellen(Steinheim), Biolandhof Engemann (Willebadessen) und die Lebenshilfe Brakel erhielten die Zertifikate für ihre erste Gemeinwohl-Bilanz. Zwar hatte sich das Projekt durch Corona verzögert, auch die geplante Feierstunde musste pandemiebedingt entfallen. „Aber das ändert nichts am vorbildlichen Engagement dieser Pionier-Unternehmen“, so Christian Einsiedel von der Steinheimer Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW, die das Pilotprojekt mithilfe von LEADER-Fördermitteln gestartet hatte.

Pionier-Unternehmen schließen erste Gemeinwohl-Bilanzierung ab

Worum geht es bei einer Gemeinwohl-Bilanz? „Unternehmerinnen und Unternehmer schauen natürlich aufs Geld. Dafür gibt es die Buchhaltung und die jährliche Finanzbilanz. Wie sich ihre Tätigkeit auf Mensch und Umwelt auswirkt, wurde bisher aber noch nicht so systematisch erfasst“, so Einsiedel. Die nun erstellten Gemeinwohl-Bilanzen sollen das ändern. Entlang eines Leitfadens werden dabei Fragen zur Nachhaltigkeit beantwortet. Zum Beispiel: Wie handelt das Unternehmen in Sachen Lieferkette und Finanzen? Wie wird mit Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden und dem gesellschaftlichen Umfeld umgegangen? Wie positioniert sich das Unternehmen im Hinblick auf Menschenwürde, Solidarität und ökologische Nachhaltigkeit?

Alle fünf Unternehmen haben diese Themen mit BWL-Studierenden der Technischen Hochschule OWL reflektiert und in einem Bericht festgehalten. Dafür gab es am Ende der Bilanz eine Punkte-Bewertung – und viele Verbesserungs-Ideen für den nächsten Durchlauf in zwei Jahren.

Ein weiterer Kernwert der Bilanz ist Transparenz: Alle fünf Firmen stellen ihre Berichte in den nächsten Tagen online. Ein zusätzlicher Aufwand, der sich aber lohnt, so Andreas Schöttker von den Graf Metternich-Quellen in Vinsebeck. „Wir sind zufrieden, dass wir jetzt eine Standortbestimmung haben, von der aus wir zukünftige Verbesserungen vornehmen können.“

Petersilchen-Geschäftsführer Christof Henne betont als Bio-Unternehmer den ethischen Ansatz: „Wir haben eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt, weil wir aus persönlicher Überzeugung viele Inhalte und Grundsätze schon seit Jahren selbstverständlich im beruflichen wie auch im privaten Bereich leben“. Eine ähnliche Motivation beschreibt auch Chemical Check-Geschäftsführerin Larissa Budde und betont zusätzlich den praktischen Nutzen der Bilanz für das Marketing: „Die Bilanz war uns wichtig, weil wir mitwirken möchten, die Erde für uns und die nachkommenden Generationen zu erhalten. Und wir wünschen uns, dass wir mit diesem gelebten Ansatz ein attraktiver Arbeitgeber in unserer Region sind.“

Diese Haltung soll nicht nur nach Außen, sondern auch im Betrieb sichtbarer werden. Zum Beispiel für die Unternehmensnachfolge, so Klaus Engemann vom Biolandhof: „Wir haben die Bilanz genutzt, um die Werte und Ziele unseres Unternehmens mit der nächsten Generation weiterzu-entwickeln“. Das sei gelungen und habe auch Verbesserungspotenziale aufgezeigt, so Engemann: „Zum Beispiel werden wir nun sozial-ökologische Einkaufsrichtlinien erstellen, Mitent-scheidungsprozesse standardisieren und ein Belohnungssystem für Mitarbeiter schaffen, die sich ehrenamtlich engagieren.“.

Von Verbesserungen berichtet auch Jerome Major, Geschäftsführer der Lebenshilfe Brakel. Als wichtigste Entwicklungsaufgaben nach der Bilanz nennt er „die aktive Einbeziehung von Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse, die Reflektion und Veränderung der Lieferketten und den Aufbau von erneuerbaren Energiestandards in allen Gebäuden“.

Online-Event

Auch wenn das LEADER-Projekt nun zum 30.4. endet: Die „Gemeinwohl-Region Kreis Höxter“ wächst. Vier weitere Unternehmen aus dem Kreis Höxter befinden sich aktuell noch in der Bilanzierung, weitere sollen bald folgen. Hinzu kommen die drei gemeinwohl-bilanzierten Städte Steinheim, Brakel und Willebadessen, deren Beispiel nun auch größere Städte außerhalb des Kreises wie zum Beispiel Bielefeld und Münster folgen. Wer sich tiefer informieren möchte, kann das am kommenden Dienstag, den 27.4. ab 16 Uhr beim kostenfreien Online-Event der Stiftung Gemeinwohl-Ökonomie NRW tun. Anmeldung: www.stiftung-gwoe.nrw/leader-event.